Mein Chinook von Robert Schweissgut

Spannweite:ca. 1,5 m      Flächeninhalt:ca. 30 dm²
Fluggewicht:ab ca. 620 g             Steuerung:Höhe / Quer gemisch
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Simprop Brushless Aussenläufer      Simprop 18Ah  Regler
2 x Hitec HS 81MG                         LRP 1600 3S Lipo

 




Trotz Elektrozuladung kurbeln Sie mit dem CHINOOK mühelos Bussarde aus. Der Flügel ist regelrecht thermikgierig. Wir haben den Flügel zwischenzeitlich aerodynamisch etwas verfeinert und die Bausatzausührung überarbeitet. Jetzt liegen fertig geschliffene Ruder dabei. 

Antrieb: Speed 400 7,2 V mit Getriebeuntersetzung 4:1, 10 Zellen, Klappluftschraube 11x8.
In dieser Konfiguration werden die Akkus so schwach belastet, dass Sie ohne weiteres NiMH-Zellen vom Typ AAA (750 mAh) verwenden können. Damit läuft der Motor etwa 10 - 12 Minuten.

Wenn Sie bürstenlose Motoren bevorzugen, ist der MEGA RC-400/15/7 oder RC-400/15/8 mit Klappluftschraube 8x5 und Lipo 11,1 V eine sehr gute Wahl. Ebenfalls bewährt hat sich das preiswerte Antriebsset für den ARCUS von Robbe. Verschiedene Fachhändler bieten es um ca. 90,00 Euro an.

NEU! Für gefahrlosen Höhenabbau und Ziellandung ist der Einbau von Störklappen vorgesehen. Entsprechend dem Konzept dieses Modells sind sie äußerst einfach und verursachen beim Bau nur einen minimalen Aufwand.
Klicken Sie auf eines der Bilder, um die ausführliche Beschreibung zu lesen. (pdf 130 kb
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C H I N O O K

Wollten Sie nach so viel Fertigmodell wieder einmal ein Balsamodell in Vollbauweise selbst bauen? Ein außergewöhnlicher Allround-Nürflügel bietet sich dazu an!

Obigen Namen erhielt das Modell nach den Chinook-Indianern, die auch dem föhnartigen Fallwind an der Ostseite der Rocky Mountains ihren Stammesnamen gaben.

Der Schöpfer unseres Testmodells, der Tiroler und Nurflügelfan, Robert Schweißgut, stellt dieses Modell in Einzelanfertigung nebenberuflich her. Er legt Wert auf die Feststellung, dass jedes Modell ein Unikat darstellt und er jederzeit für Anfragen und gute Ratschläge zur Verfügung steht.

Wie schon aus dem Einleitungssatz hervorgeht, hat man die Wahl zwischen Hang-, Hochstart, oder Motor-Segler mit der Zwischenversion Leichtsegler (HLG).

Geliefert werden die gut bearbeiteten Holzteile in einem stabilen Karton. Das Zusammenleimen der nummerierten Bauteile ist mit Hilfe der aufwändig gestalteten Bauanleitung für jemand mit etwas Bauerfahrung wirklich kein Problem. Es ist müßig, hier mit Baustundenangaben zu jonglieren. Der Sorgfältige braucht eben um vieles länger als der Schluderer. Dennoch, trotz Beschaffung von Fußbodenlack und Schaumstoffroller für Lackierung der Holzteile, hat es der Tester in einer gemütlichen Woche inklusive Einfliegen geschafft. Die angesprochene Lackiermethode ist nicht alltäglich, doch durchaus nachahmenswert.

Für den Elektro-Antrieb rät der Tester für den empfohlenen Getriebeantrieb, den 6 V Speed (Graupner 3321) zu verwenden. Mit diesem Antrieb und einem 8-zelligen 500er-Akku wog das Test-Modell 665 g. Rechnet man von der 0,325 m² Flügelfläche ein Drittel für die Stabiltätserfordernisse ab, ergibt sich eine (tragende) Fläche von 0,2275 m² und daraus eine Flächenbelastung von 28,67 N/m². Mit ca 1 gerechnet ist vx bei 20° Cel. Lufttemperatur wohl 6,9 m/s, eine Gleitfluggeschwindigkeit übrigens, für genussvolles Hangfliegen.

Der eigenwillige Grundriss und die Bautechnik dieses "Fliegenden Brettes" ergeben eine gewisse Ähnlichkeit mit der nach den Gebrüdern Horten (BRD) benannten Glockenauftriebsverteilung. Eine dadurch entstehende, auffällige Verwindung erlaubt es, im gesamten Flügelbereich eine Profilschar mit relativ höheren ca-Werten einzusetzen. Allerdings sollte dies unter Berücksichtung der kritischen Re-Zahl vor sich gehen. Beim Wurzelprofil gibt es bei einer Profilhöhe mit 7% (von der Tangente gemessen) dabei sicher keinerlei Problem. Das Endprofil mit geringerer Mittellinienwölbung hingegen, weist 10% Oberseitenwölbung auf. Da meint der "Profileur", wäre noch Handlungsbedarf.

Schon der erste Handstart bestätigte, dass die empfohlenen Einstellungen für Schwerpunkt und Winkel der Querruder zunächst keine nennenswerte Korrektur erforderten. Für exaktere Einstellung erfolgte sofort ein Hochstart. Die Pfeilung der Nurflügel ist für diese Startart prädestiniert. Die zurückliegenden Flügelenden haben eine starke, stabilisierende Wirkung, was dem Nurflügler ganz allgemein im Hochstart gute Richtungsstabilität beschert. Verschiedene Einstellungen wurden erprobt. Irritiert war der Tester jedoch durch das eigenwillige, pumpartige Flugverhalten dieses Modells.

Keine Probleme gab es auch beim anschließenden Kraftflug. Mit dem für oben genannten Antrieb errechneten 3,0 m/s Steigen ist man zwar noch im Bereich eines "Softys". Wer sich jedoch nach einem "Fetzer" sehnt, soll sich einen kleinen Brushless mit Lipos zulegen, etwa 1:6 untersetzt, damit die Luftschraube für vernünftigen Stromverbrauch nicht zu klein ausfällt. Dann wird die Post richtig abgehen, denn der geringe Gesamtwiderstand dieses Modells verlangt direkt danach!

Inzwischen wurde durch Entfernen des Elektro-Antriebteiles und Aufkleben des Spinners am Kopfspant auf Leichtsegler-Version umgestellt. Mit einem 350 mAh-Empfängerakku ist das neue Fluggewicht nun 443g, die Flächenbelastung mit obiger Fläche 19,10 N/m² und vx gleich 5,56 m/s. Für die Hochstarts bewährte sich wieder einmal die für kleinere Modelle entwickelte Hochstartvorrichtung von robbe mit dem flachen, weißen Bandgummi. Schon nach dem Ausklinken im ersten Versuch konnte sich das doch recht schwanzlastig gebärdende Modell eine Weile inmitten einer sich gerade in einer Thermikblase austobenden Mauerseglerfamilie halten. Dies trotz eines die Eigengeschwindigkeit des Modells über-treffenden Westwindes. Nach mehreren Hochstarts und steter Bleizugabe im Bereich der Rumpfspitze, wurde schließlich eine gute Stabilisierung um die Querachse erreicht. Der endgültige Schwerpunkt liegt beim Testmodell nun bei 95 mm, gemessen von der vordersten Pfeilungsspitze (Rumpfmitte). An dem oben beschriebenen Flugverhalten hatte sich auch jetzt nichts geändert. Endgültiges Gewicht der Leichtseglerversion: 458 g.

Im Vorwort der Bauanleitung wird ausdrücklich und nachahmenswert nach Verbesserungsvorschlägen gebeten. Hier einer, dem der Tester mit nachfolgenden Zeilen und hoffentlich nutzbringend, gerne nachkommt. Mit oben angesprochener Profilbetrachtung schien es ziemlich sicher, dass durch die Strömungszustände am Außenflügel, die für die örtliche Profilschar erforderlichen kritischen Re-Zahlen, sich im Bereich der Hysteresis (Übergangsverhalten von unter- zu überkritischer Strömung) befanden. (Pumpartiger Flug durch abreißen und anlegen der Strömung). Die kleinsten kritischen Re-Zahlen findet man bekanntlich bei ebenen oder leicht gewölbten Platten.

Um wieder einmal der Sache richtig auf den Grund zu gehen, befanden sich im "Einfliegesackerl" auch ein Balsahobel und ein Schleifklotz. Beginnend bei etwa 260 mm, wurde die Oberseite des Flügelendes, verlaufend zum Ende hin, abgehobelt. So entstand innerhalb weniger Minuten, nach einer Hand voll Balsalocken, als Endprofil eine recht flache gewölbte Platte mit etwa 5,8% Oberseitenwölbung, gemessen von der Profiltangente. Mit wenigen Schleifstrichen sah man von dem "Eingriff" kaum noch etwas. Eine kurze Nachrechnung hatte schon vorab ergeben, dass es nun mit Rekrit keine Probleme mehr geben sollte. Da ein Großteil der Modellflieger so etwas eher in den Bereich der Esoterik einordnet, sei nur kurz gesagt, dass der Profileur nach dem Ausklinken des Probehochstarts der Meinung war, wieder ein "Normalmodell" zu fliegen.

Ansonsten wurden nur Kleinigkeiten geändert oder ergänzt. Bild 2 zeigt die geringfügig abweichende Form der Kabinenabdeckung und im Bild 3 sieht man die auf jedem Querruderwurzelende angebrachte 9 mm hohe Vorrichtung einer Hilfsschablone aus 2 mm Balsa - Größe des Dreiecks 9 x 50 mm - zum bequemen Einstellen der korrekten Querruder-Neutralstellung. Hiezu noch die Angaben über die Rudereinstellungen des Original-"Chinook":
Ruder-Neutralstellung: 8 mm nach oben. Höhe: 8 mm, Tiefe: 10 mm. Querruder oben und unten: 12 mm.
Die ohne Zerlegbarkeit noch zumutbare Transport-Spannweite, seine herausragende Festigkeit und die universelle Einsatzfähigkeit machen den "Chinook" zum idealen Urlaubsflieger. Ein Hang, eine Wiese, oder gar nur ein Feldweg genügen und schon kann der Spaß losgehen. Und was kostet dieser? Ohne Antrieb € 59,-- plus € 8,-- für Porto und Verpackung.

Sollten Sie sich einen "Chinook" bestellen - E-Mail: robert.schweissgut@aon.at oder Telefon 05678/5792 - können Sie sicher sein, dass Bauanleitung und Modell auf dem letzten Stand gebracht wurden und Sie ein Unikat in Händen halten!

      © Oskar Czepa
Internet: www.czepa.at

Natürlich interessierte uns auch wie der Chinook mit einem Bürstenlosen fliegt.

Die bekannte Firma HEPF Modellbau stellte prop zu diesem Zweck ein optimiertes Antriebsset bestehend aus, AXI 2212/26 Aussenläufermotor, Luftschraube Cam Carbon 11x6 und einem LIPOLY 2000H-3s (bis 20A Dauerbelastung) zur Verfügung.

Der Einbau des Antriebes geht ohne große Schwierigkeiten vorsich. Der Akku sitzt genau im Schwerpunkt unter der Flächenbefestigung. Aber Achtung, hier muss unbedingt die Flächenbefestigungsschraube gekürzt werden, da sie sich sonst in den teuren LIPOLY frisst und ihn unweigerlich zerstört. Alle Einstellungen können beibehalten werden. Bereits der erste Probelauf im Bastelkeller ließ erahnen, was da auf den Tester zukommt und dass der Chinook mit dieser Antriebsvariante sicher kein Mailüfterl sein würde. Der Erstflug wurde daher mit gemischten Gefühlen vorbereitet denn insgeheim war nicht sicher ob da nicht einwenig zuviel Kraft am Werke sein würde. Also wurde vorsichtig mit Halbgas gestartet und siehe da, der Chinook zeigte einen schönen satten Steigflug und setzte die Kraft des Motors ordentlich in Höhe um. Eine Motorlaufzeit von ca. 10 Sekunden genügte bereits auf gute Segelhöhe zu bringen. Auch die Gleitflugeigenschaften waren gut.

Der nächste Start erfolgte mit Vollgas. Hier erinnerte der Chinook an eine Me 163 Comet! Nahezu senkrecht beschleunigte das Modell auf eine atemberaubende Höhe innerhalb von vielleicht 4-5 Sekunden. Ausgedehnte Segelflüge und unzählige Steigflüge sind mit dieser Auslegung möglich. Jedenfalls hält eine Akkuladung bei diesem Modell länger als die Ausdauer des Piloten.

Auch am nächsten Tag zeigten sich die LIPOLY´s noch lange nicht müde. Nun wollten der Tester es genau wissen, und beschleunigte den Chinook auch im Horizontalflug. Volles Rohr! Nach etwa 100 Metern erreichte das Modell seine Festigkeitsgrenze. Die Tragläche verabschiedete sich mit lautem Knall und der Rumpf mit einer Tragflächenhälfte segelte gemütlich in langsamen Spiralen dem Erdboden zu, während der andere Teil der Tragfläche auf Reisen ging.

Glücklicherweise wurden alle Teile gefunden und mit etwas Sekundenklebereinsatz konnte der Chinoock noch am selben Tagwieder geflogen werden. Natürlich wurde der Chinook an der Tragflächenwurzel oben und unten mit dünnem Glasgewebe und Epoxi verstärkt. Jetzt hält er auch rasante Vorbeiflüge und Abwärtsloopings ohne mit den 'Ohren zu zucken' aus.

Fazit: Mit dieser noch erschwinglichen High Tech Antriebsvariante ist der Chinook ein echter Renner, der sowohl im Segelflug als auch im rasanten Motorflug überzeugt. Es ist ganz einfach toll, was mit diesem Modell möglich ist. Wie sagten doch die Indianer (frei nach Karl May) Uff, Uff !!!